Der Präfix-Trick
Der so genannte
Präfix-Trick ist ein informeller Begriff für das Phänomen, dass das
Präfix eines
Verbs statt mit dem angegebenen
Objekt mit dem übereinstimmt, was im Deutschen als
indirektes Objekt bezeichnet würde. Der Trick ist nur für Fälle bekannt, in denen das Objekt in der dritten Person steht und das indirekte Objekt (der Nutznießer) in der ersten oder zweiten steht, aber nicht explizit angegeben ist.
Grundlagen
Marc Okrand beschrieb den Trick (ohne ihn so zu nennen) im
MSN-Expertenforum in
1997, indem er die Bedeutung von
qajatlh erklärte: Da das Objekt von
jatlh das ist, was gesprochen wird, und da "ich", "du", "wir" oder "ihr" nicht gesprochen werden kann (und damit auch nicht das Objekt sein kann), und da das Verb mit einem Pronominal-Prefix verwendet wird, das ein Objekt in der ersten oder zweiten Person abgibt, ist diese erste oder zweite Person das indirekte Objekt.
Es ist erwähnenswert, dass einige Sprachen auf der Erde, besonders einige indigene Sprachen in Nord-Amerika (die Okrand studierte), ein ähnliches kaskadierendes Pronominal-Konkordanz-System für ihre Verben verwenden.
Beispiele
ghIchwIj DabochmoHchugh ghIchlIj qanob. (
PK)
cha'puj vIngevmeH chaw' HInobneS. (
PK)
tIqwIj Sa'angnIS. (
TKW)
Kombination mit -lu'
Eine Diskussion auf der Mailingliste vom 2. Oktober 2016 hat gezeigt, dass man diese Regel ausweiten kann in der Kombination mit dem
Suffix für undefinierte Subjekte -lu', welches das Objekt und das Subjekt der Vorsilbe in einem Satz tauscht. Dies bedeutet, dass die nachfolgenden Beispiele korrekt sein sollten, auch wenn die Vorsilbe selbst ein Objekt in der dritten Person zeigt:
Standard Satz |
Präfix-Trick |
Präfix-Trick + -lu' |
jIHvaD taj nob vay'. |
taj munob vay'. |
taj vInoblu'. |
Jemand gibt ein Messer an mich. |
Jemand gibt mich [mir] ein Messer. |
Eine nicht definierte Person gibt mich [mir] ein Messer. |
Eine weniger umständliche Übersetzung für den letzteren Satz könnte man im Passiv ausdrücken:
Mir wird ein Messer gegeben.
Geschichte
David Trimboli war die erste Person, die den Begriff "Prefix-Trick" im
Diskussionforum des KLI verwendete. Er schrieb:
Ich muss zugeben, dass ich den Begriff etwas spöttisch gebrauchte, als ich mir es als eine Art Zurückrudern von Okrand vorstellte, der damit ein paar schluderige Sätze ausbügeln wollte, mit denen er vorher angekommen war, in denen es so aussah als wäre seine Übersetzung vom Englischen in das Klingonische doch etwas zu wörtlich gewesen.
Nehmen wir zum Beispiel den obigen Satz: ghIchwIj DabochmoHchugh ghIchlIj qanob. Anhand der Grammatik aus TKD würde man erwarten, hier SoHvaD ghIchlIj vInob zu sehen. Ich behaupte, dass Okrand ghIchlIj qanob statt SoHvaD ghIchlIj vInob verwendete, weil der englische Satz, mit dem er anfing, "Ich werde dir deine Nase geben" statt "Ich werde deine Nase dir geben" war. Er sahe "Ich werde dir geben" und nahm qanob, ungeachtet der Tatsache, dass in diesem Satz "dir" das indirekte Objekt ist und nicht das direkte.
Kritik
Einige sind nicht dieser Meinung. Sie glauben, dass Okrand, der auf ernsthafte Weise einige einheimische amerikanische Sprachen studiert hatte, die ein ähnliches Pronominalsystem verwenden, entschieden hatte, dieses Merkmal mit Absicht in die Sprache einfließen zu lassen; vielleicht nach der Veröffentlichung des TKD, und dass die meisten oder sogar alle Vorkommen des Prefix-Tricks mit diesem Merkmal im Hinterkopf konstruiert wurden.
Wie auch immer: Dieses Merkmal ist nun dokumentiert und
canonischer Bestandteil des Klingonischen, und seine Gültigkeit muss nicht hinterfragt werden.
Aufgrund der Existenz des Prefix-Tricks ist es gelegentlich schwierig herauszufinden, was das Objekt eines Verbs tatsächlich ist. Beachte:
qaja'pu' HIqaghQo' Ich befahl dir, mich nicht zu unterbrechen
Ohne schlüssigen Hinweis auf
ja' ist es in der Tat unklar, ob sein "wahres" Objekt der Adressat, der Befehl oder etwas Anderes ist.
Anmerkung
Diese Anwendung und dessen Erklärung ist aus Sicht der deutschen Sprache schwieriger zu verstehen als aus der englischen Sicht. Das liegt daran, dass man im Englischen nicht am Pronomen den Kasus erkennt (siehe
dir vs.
dich). Vergleich in der Tabelle:
qanob |
"I give you" |
Ich gebe dich |
paq qanob |
"I give you the book" |
Ich gebe dir das Buch |
Einzelnachweise
:
Weblinks